Psychologie | Vergangenheit und Bitterkeit - Johanna Binger
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Psychologie | Vergangenheit und Bitterkeit

„Solange da Wut, Irritation, Hass, Eifersucht und Intoleranz in dir ist, bist du wie eine Bombe, du kannst jederzeit explodieren.“ Sadhguru

Die Schatten der Vergangenheit trüben oft den Blick für die Gegenwart. Stück für Stück verlieren wir innere Leichtigkeit, Lebensfreude und Liebesfähigkeit. Warum quälen wir uns und können die Vergangenheit nicht ruhen lassen. Der Wunsch vergangenes Unglück wieder gut zu machen zwingt uns, über Versäumtes, Erlittenes zu grübeln und immer wieder zu analysieren. Durch dieses „ Wiederkäuen“ droht im Extremfall die Gefahr der Verbitterung. Das Leidvolle verfolgt uns und wird zu einer Quelle der Unzufriedenheit, des Unmuts. Und wo diese hinfliessen, wird das Leben vergällt und es kann nichts mehr blühen. Wie können wir mit den Verletzungen der Vergangenheit umgehen?

Bruder David Steindl Rast, ein Benediktinermönch, spiritueller Denker und Autor zahlreicher Bücher über Dankbarkeit und Buddhismus sagt dazu: „ Je weniger man sich mit der Vergangenheit identifiziert, desto besser können wir unser Leben leben.“ Was bedeutet das? Unangenehme Geschehnisse etwa nicht mehr so persönlich nehmen? Die De-Identifizierung kann gelingen, wenn wir uns entscheiden, gründlich unsere Seele und unsere Umgebung zu entrümpeln und das Geschehen aus einer neuen Perspektive betrachten. Wenn wir unsere Einstellung ändern, so wandelt sich auch der Blick auf den Verlust, das Zerbrochene. Gelingt uns dieser Perspektivenwechsel, können wir irgendwann die Ereignisse emotional neu bewerten und sie können ihre leidvolle Macht über uns verlieren.

Das ist eine lohnenswerte innere Arbeit, in der wir lernen anders zu denken und zu handeln. Es bedeutet auch, liebgewonnene Meinungen und Glaubenssätze über Bord zu werfen. Es bedeutet sich von einer ganzen Gedankenwelt von falschen Vorstellungen und Ideen zu verabschieden, von Selbsttäuschung und Festhalten an Dingen, die uns nicht mehr dienlich sind.

Jede dieser Ideen und Konzepte müssen gut überprüft werden, bevor wir den Ballast abwerfen und in eine bessere Zukunft gehen können.

Und es ist die Aussicht auf diese neue Perspektive, die heilsamere Zukunft, die uns eröffnet, diese starken emotionalen Kräfte, die uns gefangen halten, eng machen, in uns zu erkennen und umzuwandeln, so dass wir in unsere volle Kraft und Stärke gelangen können.

In Anlehnung an Texte aus: Psychologie Heute Nr. 62